Artikel vom 18.1.2008
Latte bei Starbucks mit iPhone bestellen
„Apple will Schlangestehen mit iPhone revolutionieren“ – die Meldung machte kurz vorm Jahresende die Runde und kaum einer ahnte, was der vielversprechende Titel damit meint – Beispiele haben gefehlt. Konzeptionell ist es nun soweit: Ein Prototyp zeigt eine mögliche Kaffeebestellung übers iPhone.
Komplizierter als es scheint
Die Idee, Produkte im Nicht-Online-Handel auf mobilen Endgeräten in den virtuellen Warenkorb zu legen und anschliessend offline zu bezahlen, ist nicht brandneu. Bedauerlicherweise konnte sich keins der angelaufenen Pilotprojekte am Markt beweisen, da sich die Bestellmöglichkeit solcher Art nicht flächendeckend etablieren ließ. Die Experten geben überwiegend der Hardware (also Mobil- und Smartphones) und darauf eingesetzten Plattformen die Schuld für schwache Akzeptanz der Lösungen. Auch fehlende oder fehlerhafte Unterstützung für existierende Standards seitens Hersteller machen die Software-Entwicklung nahezu unrentabel.
Spätestens nach der Fertigstellung der Kaufanwendung steht jeder Unternehmer vor der Frage, wie bekommt man sie auf die Geräte der Endnutzer? Im Idealfall gehöre die Applikation zum Lieferumfang jedes Mobiltelefons, doch das kommt in den meisten Fällen wegen zu hohen Lizenzgebühren nicht im Geringsten in Frage. Also muss die Software nachinstalliert werden, was nicht jedes Handy kann und nicht jeder Besitzer will, schon den Verbindungskosten wegen.
Hinzu kommt auch die logische Denkweise der Menschen, die im Telefon als solches ein Kommunikationsgerät sehen. Damit großartig zu shoppen oder lediglich eine Bestellung vorzubereiten, um später an der Ladenkasse die reservierte Ware gänzlich ohne Verzögerungen entgegen zu nehmen, ist für viele unvorstellbar. Die Gründe: Komplexe Nachinstallation der Software, unbequeme Bedienung und zeitintensive Vorgehensweise. Sicherheitsbedenken werden ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Revolutioniert Apple wirklich den Markt?
Jetzt behauptet Apple, man hat ein zuverlässiges Rezept für all die Nutzersorgen gefunden und entsprechendes Patent wurde bereits eingereicht. Warum auch nicht, spricht eigentlich alles nur dafür: Apple mit Drittanbietern im Boot braucht auf keine Standards und Provider Rücksicht zu nehmen, da iPhone eigene Technologien und Normen mitbringt und vorschreibt.
Web-Applikationen ohne Installation, Datenflatrates in den Kundenverträgen, Unterstützung der WiFi-HotSpots und die rasant steigende Verbreitung des Apple-Smartphones sind mehr als nur duftende Käsestückchen für Kooperationspartner und Händler. Ab sofort diktiert Apple mit mobilen Produkten im Portfolio, wie es mit mCommerce weitergeht.
Starbucks als Pionier
Großen Anklang fand das vor Tagen vorgestellte Konzept eines, dem realen Leben sehr nahe kommenden, Bestellvorgangs auf dem iPhone (eine Art Minishop): Mediendesigner Phil Lu veranschaulicht in seiner Präsentation QuickOrder, wie ein Kunde bei Starbucks seinen Latte macchiato aus unterschiedlichen Zutaten und Größen selbst zusammenstellen kann. Das passiert entweder täglich auf dem Weg zum Starbucks-Store oder nur einmalig, falls sich der Geschmack des Käufers nicht so oft ändern sollte.
An der Kasse das iPhone oder den iPod touch mit generiertem Semacode gegen einen Scanner halten (keine EDGE-Verbindung notwendig), der Wunschkaffee wird als Order aufgenommen und gleichzeitig als bezahlt markiert. Schneller und stressfreier kommt man morgens an sein Heißgetränk nicht ran.
Mehr als heiße Luft
Fazit
Sehr interessanter und spannender Bereich mit viel Potenzial und einer Chance für erneute Mischung der Spielkarten. Letztendlich bleibt es dem Händler überlassen, ob er auf den noch nicht abgefahrenen Zug aufspringt, mit Apple in diesem Gebiet kooperiert und möglicherweise expandiert. Wir beobachten die Situation.
Nachgefragt
Welche Meinung habt ihr zu der bevorstehenden „Revolution“? Was sagt ihr zum vorgestellten Coffee-Shop für iPhone?
8 Reaktionen zum Artikel
Am 18. Januar 2008
Ganz ehrlich? Ich find das ne extrem interessante Sache.
Auch wenn ich keinen einzigen Starbucks in meiner Nähe hab :D
Am 18. Januar 2008
Sicher ein interessantes Konzept.
Ein Schritt weiter in die entpersonalisierte Gesellschaft. Sehe im Moment noch keinen großen Mehrwert, unterhalte mich aber auch des öfteren mit Menschen wenn ich in ner Warteschlange stehe. Sicher ein nettes Zusatzfeature aber wird den Markt nicht umkrempeln.
Am 18. Januar 2008
Was nützt mir eine Online-Bestellung? Die muss auch jemand lesen und bearbeiten. Dadurch, dass man seine Pizza im Netz bestellt, kommt sie weder schneller, noch leckerer oder günstiger.
Ich kauf mir ein iPhone, wenn es meinen Cafe Latte selbst zubereitet.
Am 18. Januar 2008
Der wahre Vorteil liegt doch daran, dass du nicht aus dem Haus muss und selbst entscheiden kannst, wann du eine Bestellung tätigst. Mit einem mobilen Gerät ist es noch praktischer, da könntest du unterwegs den Warenkorb füllen und dann im Laden das iPhone nur gegen Scanner halten und schon ist es bestellt und bezahlt – die Reservierung muss nur noch entgegengenommen werden.
Den Markt umkrempeln vielleicht nicht, aber das Leben einfacher schon.
Am 18. Januar 2008
Wäre enorm zeitsparend. Und ich finde diese Idee echt gut. Wenn man kein iPhone dafür möchte kann man ja noch den iPod Touch nehmen oder?
Nur schade, dass es hier kein Starbucks gibt… so oder so… :)
Am 18. Januar 2008
In Hamburg ganze fünf!
Am 14. August 2009
[…] einige Anwendungen für’s iPhone: Coffeeorder, Barista, iCoffee (iTunes-Storelinks) – Anfang 2008 war’s noch graue […]
Am 18. Oktober 2010
kaffee macht man selber !